Es west etwas in der Ökobewegung von Hamburg bis Stuttgart.


ImJuni

 Mai 2011

Rechts und links und ihr (un-)menschliches Anglitz

In der bewußten Anerkennung einer symbolischen Ordnung, sei es in einer Ethik der Lebensweisen wie sie sich in den Ritualisierungen des Alltagslebens ausdrückt, sei es in einem spezifischen Moral- und Gesetzeskanon der eine menschliche Ordnung der Welt symbolisiert und durchsetzt, oder sei es in szientistischen oder religiösen Axiomatiken oder Glaubensdogmen, immer erkennt der Mensch sich in diesen bewußten Setzungen selber als menschlich an, als das symbolische Tier, das sich seine Welt erzählt. Solche bewußte Setzungen sind eine Entäußerung des Menschlichen an sich, die Zurückweisung dieser Geste als menschliche Leistung jedoch Misanthropie, bis hin zur Unmenschlichkeit. Dies gilt unabhängig von den konkreten, gesetzten Inhalten dieser oder jener Ordnung, oder der Art ihrer Durchsetzung, oder schließlich auch dem was wir als rechts oder links, als konservatives oder progressives Denken, bezeichnen. Denn es gibt sowohl im rechten wie im linken Denken, seit dem Skeptizismus[....], aber sicher seit dem Siegszug des Christentum und des Empirismus, die Zurückweisung der symbolischen Ordnung als menschliches Konstrukt, und ein starkes Bedürfnis nach wesenhafter, äußerer Gründung der symbolischen Ordnung in Gott, in der Natur, oder im esoterischen Sein an sich (Heidegger). Demgegenüber kann sowohl die konservative wie die progressive, dogmatische Setzung einer symbolischen Ordnung, einer Ethik, oder eines Moralkanons, eine menschliche Geste der Akzeptanz des Subjekts der Setzung darstellen. Eine Akzeptanz dafür, dass unsere Idee von Welt, unabhängig von unserem konkreten Verhältnis zur spezifischen, je regierenden Ordnung, immer von einer solchen bestimmt ist und sein wird.

Nehmen wir einmal an solch eine bewußte, menschliche Setzung einer neuen symbolischen Ordnung hätte stattgefunden (zum Beispiel im Zuge der Reformation, der Renaissance, oder der französischen Revolution), dann unterscheiden sich rechts und links alleine darin, dass es für den Konservativismus einen wiederum symbolischen Wert darstellt an dieser Ordnung so lange wie möglich festzuhalten, während progressive Bewegungen sich nur vorübergehend mit ihrer aktuellen Setzung (auch der eignenen Ordnungen) zufrieden geben, im Grunde aber schon auf der Suche nach der nächsten sind. Es spricht nun tatsächlich einiges dafür die symbolischen Ordnungen nicht wie die Unterhosen wechseln zu wollen. Selbst dann nicht, wenn sich, wieder einmal, die unausweichlichen, inneren Widersprüche einstellen. Die Menschheit ist von der Erfahrung geprägt, dass der Wechsel der symbolischen Ordnungen mit erheblichen, oftmals unkalkulierbaren, Härten, Gewalt und Leid einhergehen können, auch wenn die neue Ordnung eine bessere Zukunft verspricht. Der Konservativismus menschlichen Anglitz, also der Konservativismus der jede symolischen Ordnung als menschliche Geste anerkennt, zollt dieser Erfahrung respekt und akzeptiert, genau wie zum Beispiel der Mathematiker, lieber einige, oder mehr, auf der Hand liegenden Widersprüche der aktuell vorliegenden Axiomatik, der er bereit ist sich unterzuordnen, als sich der Ungewißheit und den potentiellen Härten eines Wechsels auszusetzen. Eine linke, progressive und menschliche Haltung ist es demgegenüber, nicht der Tatsache der Existenz einer symbolischen Ordnung an sich zu widersprchen, sondern das Wissen um die Unvollkommenheit jeglicher menschlichen Vorstellung von Welt in eine produktive Suche nach Veränderung umzusetzen, die dann die notwendig entstehnden Härten und Widersprüche verkürzen und mit der Aussicht auf ein mögliches Neues, ertragbar machen soll. Dem Konservativismus menschlichen Anglitz und der menschlichen, progressiven Geste steht nun ihre jeweilige unmenschliche Variante gegenüber, bei der die bestehende Ordnung zu erhalten, oder zu verändern wäre, weil nicht wir sondern jemand anderes, außerhalb der Sphäre des Menschlichen (also zum Beispiel Gott oder die Natur) die bestehende Ordnung gesetzt, oder einen Zukünftige zu sein bestimmt hat.

Die Geschichte der Menschheit ist geprägt von den unmenschlichen Versionen des Konservativismus und des progressiven Denkens. Bis zur Renaissance gab es (außer in durchaus interessanten Ausnahmefällen) kaum irgendwelche überlieferten, herrschenden symbolischen Ordnungen des abendländischen politischen Denkens, oder deren Dekonstruktion, die nicht an das religiöse Denken, also den Glauben an die Vermitteltheit dieser Ordnungen durch Götter oder den einen Gott, gebunden waren. Dies geschah durchaus in der Absicht, die menschlichen Anteile am Glück, aber vor allem am Leid das durch die Widersprüche der herrschenden Ordnung verursacht wird, zu verdrängen. Mit der spektakulären, nicht linearen, Entwicklung der technischen Fähigkeiten des Menschen, die allzu offensichtlich nur ihm selbst und seiner abstrakten begabung zugeschrieben werden konnte, geriet die Autorität dieser äußeren Gottesinstanzen, deren übermenschlichen Kräfte und Zauberkünste angesichts der Kunst der Berechnung der Umlaufbahnen der Sterne alsbald als lächerlich erscheinen mußten, sukzessive ins Wanken. Ein bis heute anhaltender Kampf um die Vormachtstellung und die Behauptung der Autorität dieser äußeren Kräfte entsponn sich, für den der terroristische Kampf des religiösen Fundamentalismus genau wie der esoterische Narzismus des Antisemitismus nur die aktuellsten Ausdrucksformen darstellen. Für viele hatten die Götter und auch Gott selbst, als Ursprung des unfaßbaren Spektakels der symbolischen Ordnungen, jedoch endgültig an Glaubwürdigkeit verloren. Angesichts der leider weiter anhaltenden Brutalität und Härten des menschlichen (Zusammen-)Lebens, die auch der Wechsel von einer religiösen zu einer technischen symbolischen Ordnung nicht mildern konnte, entsand das große Bedürfnis die Schuld für den tragischen Stillstand im Hinblick auf Erlösung von den Leiden des irdischen Daseins, abermals nicht beim Menschen selber und seiner Widersprüche produzierenden Fähigkeit Welt zu erdenken zu suchen, sondern es mußte ein neuer, äußerer Sündenfall, ein Ersatz für Gott und die Götter und der paradiesischen Vertreibungsgeschichte geschaffen werden. Ihr Name ist ”die Natur”. Sie, die Mutter anstatt des Vaters, und ihre Gesetze sind es nun, deren Mißachtung fürhin dafür verantwortlich sein sollen, dass der Mensch des Menschen Wolf ist, für die Kriege, für das spektakulär prekäre Vermehrungsbedürfnis des Menschen, sowie für die Existenz jeglicher Art von Ungerechtigkeit, die letztlich nichts anderes als die Konsequenz der Nichtrespekierung natürlicher Gesetze sind. Der Glaube an die potentiell erlösenden, göttlichen Kräfte, wurde durch den Glauben an die potentiell heilenden Kräfte der Natur, gegen die von den defizitären, menschlichen Ordnungen geschlagenen Wunden, ersetzt, von der hmöopathischen Theosophie, bis zur katharsischen Wirkung des survival of the fittest, das im modernen Neoliberalismus, also in den heilenden, ”natürlichen” Kräften des Marktes, sein ökonomisches Equivalent gefunden hat.

Wie zuvor die religöse Ordnung ist und wird auch die neue Naturordnung genau dort am radikalsten und am unversönlichsten, wo sie sich gegen sich selbst versündigt. Wie der allmächtige Schöpfergott schließlich mit seinem Widserspruch unterging einerseits die Welt, mit allem was darin west, erschaffen zu haben, aber andererseits die zehn Gebote nötig hatte, um sie unter Kontrolle zu halten, so ist es heute der Natur auferlegt1, einerseits der Ursprung aller Dinge zu sein, aber andererseits auch diejenige Instanz zu repräsentieren, gegen die sich gerade die menschlichsten Versionen all dieser Dinge, von den Homosexuellen bis zum Atomkraftwerk, ständig versündigen.

2 Gentrifizierung und Ökokonservativismus

Besonders gut lässt sich die beschriebene, langsame Transformation von Gott zur Natur als wesenhaftem, äußeren Referenzpunkt und als modernes Paradigma eines neuen, esoterischen Konservativismus, anhand der in denjenigen Teile unserer Städte und Vorstadtdörfer vorherrschenden Ästhetik studieren, die sich über die vergangenen Jahrzehnte einer starken Umgestaltung, heisst Gentrifizierung, durch kulturelle Gruppen ausgesetzt sahen, die Ende der 60er bis in die siebziger Jahre hinein noch die Bauernhöfe, Algarven und abgeschiedenen Bergdörfer dieser Welt besetzt hielten. Anstatt des bis dato vorherrschenden urbanen, sozialen Chaos, mit seinem ständigen Kampf um soziale Anerkennung und ums ökonomische Überleben, das noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts nur mühsam in Glaubensgemeinschaften oder in der Arbeiterbewegung befriedet werden konnte, wird seit dem Beginn der achtziger Jahre von den ehemals Landflüchtigen der Stadtraum radikal ”ökologisiert”, um das was zunächst auf dem Lande gesucht wurde, Ruhe und Naturverbundenheit, mit den kulturellen Annehmlichkeiten, dem Arbeitsleben, sowie extrem individualisiertem Konsum, verbinden zu können.

Entscheidend ist dabei, dass die Durchsetzung einer de facto ökologischen Gesamtästhetik von den ProtagonistInnen meist nicht mit identitären, (sub-)kulturellen Vorlieben verbunden wird, sondern mit dem Verweis auf elementare, ”natürliche” und deswegen allgemeingültige Grundbedürfnisse, wie dem Erhalt der Gesundheit und der Angst vor der Entfremdung von der Natur, also dem Erhalt des natürlichen Selbst im Molloch der artifiziellen, technisch hochgerüsteten Stadt. Mit Hilfe von Feinstaubbelastungsmessungen und ”Lärm macht krank”-Studien soll schließlich noch jegliche urbane, menschliche Geste als unnatürlich und krankhaft stigmatisiert werden, guerilla gardening als Akt des Befreiungskampf, der, von einem Übermaß an Menschlichkeit geschundenen, städtische Umwelt. Die Befreiuung vom Beton der technischen Ordnung durch rauchfreie after-work Parties als Ausdruck einer rundum gesunden, natürlichen und deswegen verantwortungsbewußten Lebensweise. Dabei wird gerade durch diese, meist gut verdienenden und gebildeten ”Wissenseliten” (Selbstbezeichnung), in der Praxis des Zusammenlebens auf das individuelle, vertraglich geregelte, und letztlich symbolische Verhältnis gepocht (”ich kenne meine Rechte”), und etwa auf ”mein gutes, natürliches” Recht bestanden (zum Beispiel beim Einfordern von Vermieterleistungen, oder der Durchsetzung von Ruhe, Ordnung und Sicherheit), wo ansonsten das Kommunitaristische, zumindest als Überbleibsel in der ästhtischen Form von Wohngmeinschaften, Hausprojekten, etc., zur Schau gestellt wird. Dass damit, durch eine aufsteigende Spirale immer komplexere, teurere und gerade im urbanen Raum Ressourcen verschwendendere Anspruchshaltungen dieser Stadtklientel rechtlicher wie ökonomischer Art, sukkzessive handfeste, soziale Ausschlußkriterien, was den Zugang zu Wohnraum in ganzen Stadtvierteln oder Vorstadtgebieten angeht, en passant durchgesetzt werden, wird jedoch stillschweigend akzeptiert.

Nicht zufällig ist der parlamentarische Arm der Ökobewegung, der diese Entwicklung in entscheidendem Maße vorangetrieben hat, genau zu jener Zeit auf den Plan getreten, da die Auflösung der Kommunen und der Rückstrom der Hippies in die Städte und Vorstädte an Dynamik gewonnen hat. Lange Zeit war Bewegung jedoch gespalten in den strukturellen Ökokonservativismus Rezzo Schlauch’scher und baden württembergischer Prägung, und den politischeren Ökosozialismus Jutta Dithfurts. Letzterer hatte, gerade weil er die soziale frage nie aus den Augen lassen wollte, das Insistieren auf eine ökologische Dogmatik, nie mit etwas wesenhaft, strukturellem im Verhältnis des Menschen zur Natur verwechselt, sondern war gezwungen ökologische Dogmen, als politische Forderungen in den Kampf gegen die Härten der kapitalistischen, symbolischen Ordnung und dessen Ignoranz gegenüber einer für den Menschen immer lebensfeindlicheren Umwelt, einzubringen. Letztlich ging es dabei jedoch nicht um den Erhalt der Natur um der Natur willen, sondern um die soziale Frage des unglücklichen Bewußtseins, dem eine ganz spezifische Art von Natur und ihrer Vorstellung zu Grunde liegt, nämlich genau diejenige in der der Mensch gewaltlos und zufrieden leben kann.

Diese vor allem politische Geste eines ökologischen Bewußtseins, musste jedoch, nicht zuletzt auf Druck der mittlerweile total gentrifizierten und ökologisch befriedeten Stadtteilen ansässigen und politisch einflußreichen Klientel, zu Gunsten eines strukturelleren und gläubigeren Ökokonservativismus aufgegeben werden. Dieser hatte zum Beispiel gerade in Baden Württemberg erreicht, dass viele Vorstadtdörfer, innerhalb weniger Jahre, ihre ansonsten von den Kirchengemeindenachmittagen mit schweren Waffen verteidigte Ästhetik eines ”authentischen Charakters”, durch Solaranlagen und Windrädern radikal verändert sahen. Die Verschiebung von der Anbetung des toten Mann am Kreuz zur Anbetung des Geist der einen Natur, ist nur ihrer Form nach eine radikale. Sowohl ihr wesenhaftes Paradigma, als auch ihre unbedingte Ästhetik ermöglichen die Durchsetzung einer Ethik, die, wie schon ihre religiösen Vorgänger, den eigenen Ursprung in einer menschlichen Vostellung von Welt verdrängt, um vor diese den Geist der einen Natur zu platzieren. Kein Wunder, dass die soziale Frage, also die Bedürfnisse des Menschlichen, so sie überhaupt eine Rolle spielen, den angeblichen Bedürfnissen der Natur zuerst geopfert werden, falls beide im Widerspruch zueinander stehen.

3 Bericht aus der baden-württembergischen Vorstadt

In Michelbach an der Bilz, Teil der Vorstadt eines Finanz- und kapitalkräftigen, baden-württembergischen Zentrums, schaffte es genau jenes öko-religiös inspirierte Bildungsbürgertum, zusammen mit der trendaffinen ”ein Haus, zwei Autos, ein Kind”-Burgoisie, innerhalb weniger Jahre 50% aller Hausdächer, unter großem finanziellen Aufwand, mit Solarpanels und Wärmetauscher zu versehen. Die Vehemenz mit der eine ansonsten extrem rendite bewußte, und mit ihrem enormen Platzbedarf, durch Garten, Doppelgarage und Winterpavillion, extrem ressourcenbelastendes Klientel, hier zu werke geht, ist bemerkenswert. Es kann es sich jedoch leisten, und wegen erheblicher Subventionen, signifikante finanzielle Investitionen, durch eine langfristige Finanzplanung gewinnbringend zu kompensieren, oder eventuell gar abzuschreiben. Mittlerweile wird in ganz Baden-württemberg aus Mangel an verfügbaren Dächern in Solargroßprojekte investiert, die nicht selten Gebiete zupflastern, die zuvor noch mit Zähnen und Klauen vor dem Zugriff der Landwirtschaft, oder dem Großkapital verteidigt worden wären. So wird die Grundlage gelegt für politisch relevante Eigentumsverhältnis an den zukünftig dezentral organisierten, alternativen Energienetzstrukturen, vom Blockheizkraftwerk bis zum Windpark, durch eine neue Klasse, der Energiebourgiosie, des kommenden, öko-ökonomischen Zeitalters.

Genau wie der Erfolg in der privaten Arbeit im Protestantismus auch als spiritueller Erfolg auf dem Weg zu jenseitiger Gottgefälligkeit zweitverwertet werden kann, genau so wird nun, und auf den gleichen, gottgefälligen kapitalistischen Grundlagen, eine spirtuelle Verbindung hergestellt, zwischen dem öko-ökonomischen Erfolg des privaten Solaranlagenkleinunternehmers und dem Wohlgefühl des mütterlichen Sorgens und Bewahrens der Bedürfnisse der einen Natur. Ruhe, saubere Luft und blühende Blumenbeete rund um das wohlgesicherte 200m2 Anwesen ist der wohlverdiente Lohn dieser Arbeit. Die auf der Rückseite des gleichen Kapitalismus ständig weiterproduzierten Widersprüche, der Lärm und Gestank, und das Chaos an den Rändern der Gesellschaft müssen draußen bleiben.

Dieser Erfolg eines nicht nur für die schwäbischen Teile baden-württembergs typischen Ökokonservativismus, der keine sozialen Veränderungen will und die öko-ästhetische und öko-ökonomische totale Umgestaltung seiner Umgebung mit seiner spirituellen Nähe zur Natur rechtfertigt, erinnert gerade hier an den alten Geist evangelischer Gemeindenachmittage und zeigt wie klein der Schritt vom religiösen Konservativismus zum ökologischen sein kann. Auch wenn sich wesentliche Aspekte dieser Bewegungen der Form nach radikal verändert zu haben scheinen, das unbedingte Festhalten an einem dem Menschen äußerlichen Urgrund als Triebfeder jeder Veränderung oder der Verteidigung eines proklamierten, authentischen so-seins, ist beiden innerlich.

Es ist deswegen falsch zu glauben in Baden-Württemberg hätte sich mit der Übernahme der Macht durch einen grünen Ministerpräsidenten irgend etwas grundsätzlich geändert. Im Gegenteil, diese ”grüne Revolution” ist genau wie in Hamburg oder Frankfurt nur das sichtbare Ergebnis eines sich zwar kontinuierlich in seiner äußeren, ästhetischen Form veränderden Konservativismus, seiner Natur nach bliebt jedoch die gerade im Ländle besonders stark ausgeprägte, strukturelle Neigung zu einem misanthropen, protestantischen Konservativismus, der zu Zeiten aber auch in die misanthrope Progressivität des Wutbürgers von Stuttgart 21 umschlagen kann, bestehen. Wer eine der samstäglichen Demonstrationen in Stuttgart vorort besucht hat weiß, dass sich beide aus dem gleichen sub-kulturellen Klientel speisen, welches sich in Stuttgart (gespeist vor allem durch das Umland), aber auch auf dem Prenzlauer Berg und in [Beispiel für Hamburg einfügen] schon seit mehreren Jahrzehnten politisch und ökonomisch fest etabliert hat.

4 Ökologie den Menschen oder der Natur?

Die Frage die sich jede Bewegung für ökologische Nachhaltigkeit, sei sie progressiver oder konservativer Art, stellen muss, ist die für wen die Härten einer durchgesetzten Veränderung oder eines Festhaltens am Status Quo in Kauf genommen werden sollen. Ist es für den Opfergang einer fordernden Mutter Natur deren Bedürfnisse oder Glaubenssätze unbedingt zu respektieren sind, oder ist es eben für den Menschen selbst, der nur innerhalb eines extrem schmalen Korridors der klimatologischen Bedingungen und veränderten Umweltrahmenbedingungen ohne größere, sozialen Härten oder gar humanitäre Katastrophen überleben kann.

Das Kriterium für einen nicht wesenhaften, sei es progressiven oder konservativen Ökologismus, muss deshalb sein, dass das angebliche Wohl und Wehe der einen Natur an sich, als wohlfeiler Mythos von Menschenfeinden entlarvt wird, und genau deswegen keine Rolle spielen darf. Die Natur existiert so wenig wie der eine Gott. Nur das menschliche Bedürfnis nach einer Schließung der Lücke, die das Subjekt seit der Geburt der Spezies Mensch, zwischen den Objekten seiner Umgebung und dem Ich gerissen hat und immer weiter reisst, führt leider ständig zu diesen empathischen Rückfällen in den pupertären bis vor-pupertären Status, wie hier in der Regression der Fantasie vom allmächtigen Vater zur allmächtigen Mutter, und dies noch bevor beide überwunden werden konnten. Diese wirkmächtigen Verschiebungen verstellen auch der heterogensten und progressivsten Ökobewegung ständig den Blick auf die potentielle Erkenntnis, das 98% aller uns bekannten Spielarten von ”Mutter Natur” dem Menschen keine Chance liesen auch nur ”biep” zu sagen, von ihrer Häßlichkeit und Brutalität ganz zu schweigen. Man muss nicht besonders in Wahrscheinlichkeitsrechnung bewandert sein um behaupten zu können, dass dem Menschen nur dann eine Chance für eine menschlichen Art des Überlebens gegeben wird, wenn er sich von disen 98% einiges untertan macht und bereit ist mit seiner Einbildungskraft zu bearbeiten - vom Traum unberührter Naturschönheiten auf unseren Kalendern bis zum Traum vom Kommunismus. Die restlichen, unseren heutigen oder zukünftigen, symbolischen Ordnungen gewogenen, 2% empirischer Natur genau für diese Ordnungen zu verteidigen, ist ein respektables Projekt, für das es sich zu Zeiten auf konservative wie auf progressive Art zu kämpfen lohnt.

1jedoch als Widerspruch leider noch nicht anerkannt